„Aus der Vereins-Chronik“

 

Im Jahre 1939 fanden sich die drei Sportsmänner Otto Achammer, Josef Magerl und Ernst Tschaupp zusammen, scheuten keine Mühe und gründeten den Athletenclub Hötting.

Dabei geht die Tradition der Höttinger Stemmer und Ringer schon auf das Jahr 1900 zurück, als der 1.Stemmklub, welcher bis circa 1906 bestand, gegründet wurde. Gekämpft wurde damals auf freiem Feld oder in Scheunen. Aber auch in der Zeit bis ins Gründungsjahr 1939 rissen die spannenden Kämpfe nicht ab, obwohl oft eine echte Organisation fehlte und die Kriegs- und Nachkriegszeit, die Not und die Arbeitslosigkeit jener Jahre ein echtes, geschlossenes Vereinsleben so gut wie unmöglich machten.

Am 16. April 1939 fand die ordentliche Gründungsversammlung im Gasthaus „Roter Adler“ statt. Es dauerte zwei Monate und der neue Klub konnte mit einer abgenutzten Matte und einer alten Scheibenstange in das von der damaligen „Rainer-Wirtin“ gratis zur Verfügung gestellte Trainingslokal einziehen. Im Juni 1939 zählte der Verein zwölf Ringer, elf Stemmer sowie 19 beitragende Mitglieder; in Summe also 42 Mitglieder. Erstmals wurden zwei Kämpfe im Stemmen ausgetragen, die, wie nicht anders zu erwarten, verloren wurden. Ein Ringertreffen brachte dann den ersten Sieg für Hötting. Der verheißungsvollen Gründungsphase, wir hatten Stemmer und Ringer, eine Matte, eine Hantel und eine gut funktionierende Vereinsführung, folgte sogleich das schwärzeste Kapitel in der Vereinsgeschichte - der 2. Weltkrieg. Mit einem Schlag wurde es leer im Trainingslokal. Was so stark begann, endete so schnell und plötzlich. Neben dem allgemeinen Grauen, welches  diese Zeit verursachte, fielen leider auch einige Mitglieder dem Krieg zum Opfer. Das Einzige, was nach dem Kriegsende im Jahre 1945 noch übrig blieb, war ein Kassastand von 49,78 Reichsmark und der unbändige Wille, den Verein wieder aufzubauen. Obmann Sepp Magerl, der seine Funktion bis 1949 innehatte, war von Anfang an wieder fleißig zur Stelle. Dank seiner Hilfe konnten vor allem wieder Geräte organisiert werden. 1946 fanden dann erstmals wieder Tiroler Neulingsmeisterschaften statt, wobei die Männer vom AC Hötting sogleich die Hälfte aller Preisträger stellten.

Heute kann man sich die damaligen Schwierigkeiten nicht mehr vorstellen. So war z.B. die Marschverpflegung für die Höttinger Athleten bei einem Städtekampf gegen Bregenz "ein Ziegel Polenta und ein Stück Brot pro Mann". Zu den Österreichischen Ringermeisterschaften 1947 in Wien erhielten elf Ringer eine "eiserne Ration" von sechs Brotwecken mit auf den Weg! Das Trainingslokal beim „Rainer“ wurde in den Folgejahren zu klein und wir übersiedelten zum Gasthaus „Goldener Bär“, wo wir den großen Saal zur Verfügung hatten. 1954 benötigte der Bärenwirt den Saal für eine Jugendherberge und die Ringer standen im Freien, während die Stemmer noch im Keller trainieren durften. In unserer heutigen „Heimat“ der Turnhalle der Höttinger Schule, konnten wir dann ab 1955 trainieren. In den 60er Jahren entwickelte sich die Ringerstaffel durch die besondere Initiative von Toni Tusch, Sepp Winterle und Arthur Kopp zu einer beachtlichen Stärke. Die Ringer des AC Hötting lagen im österreichischen Spitzenfeld. Auch die Stemmerstaffel lag in der österreichischen Leistungsliste von zirka 105 Vereinen an 26. Stelle. Es wäre eine endlose Liste, wollte man sämtliche Platzierungen bei Einzelmeisterschaften aufzählen, welche die Athleten des AC Hötting bis zum Jahre 1965 erkämpften. Im April 1965 holte sich die Ringerstaffel durch einen überzeugenden 6:2-Erfolg über den AC Vollkraft zum ersten Mal den Titel eines Tiroler Mannschaftsmeisters. Dieser Titel wurde 1966 und 1967 mit Erfolg verteidigt. Arthur Kopp war es, der im August 1965 den ersten österreichischen Meistertitel nach Hötting holte. Er gewann im

Fürstenfelder Jugendheim die Klasse des Halbschwergewichts im freien Stil. Diesen Titel verteidigte er im Folgejahr. 1970 legte er noch den Staatsmeister im GR-Stil drauf. Im selben Jahr erkämpfte Peter Moser den ersten österreichischen Juniorenmeistertitel für den AC Hötting.

Bruno Hartmann, damaliger WM- und EM-Teilnehmer, begann 1971 sein Sportstudium in Innsbruck. Dem AC Hötting gelang es, diesen mehrfachen Staatsmeister als Ringertrainer zu verpflichten. Er steuerte sicher einen großen Teil dazu bei, dass der AC Hötting seit 1972 zahlreiche Staatsmeister stellt. Auch international traten die Ringer des AC Hötting seit 1972 immer mehr in Erscheinung.

Während es bei den Ringern stetig aufwärts ging, gab es bei den Stemmern, infolge Nachwuchsmangels, immer weniger Aktivitäten. Im Dezember 1975 entschloss sich dann die Vereinsführung die Sektion Stemmen stillzulegen. 1976 wurde zum ersten Mal ein Ringer des AC Hötting zu den Olympischen Spielen entsandt. Franz Pitschmann war es, dem diese Ehre in weiterer Folge sogar noch dreimal zu Teil wurde.

Um in der Bundesliga der Ringer besser zu bestehen, vereinigte sich der AC Hötting mit dem AC Vollkraft im Jahre 1976 zu einer Kampfgemeinschaft. Im ersten Jahr erreichte die KG Hötting/Vollkraft auch das geplante Ziel, den dritten Platz in der Bundesliga. 1977 und 1978 reichte es aber jeweils nur für den vierten Rang und so löste man nach vier Jahren die KG wieder auf.

Die erste WM-Medaille für den AC Hötting errang Franz Marx, es war die Silbermedaille bei der Jugend-WM im Jahre 1980 in Colorado Springs, Amerika. Am selben Ort, ein Jahr später, erkämpfte Franz Marx den Jugend-Weltmeistertitel im griechisch-römischen Stil und wurde außerdem noch Zweiter im freien Stil. Doch blieben dies nicht die einzigen WM-Medaillen im Jahre 1981. Im August erkämpfte Franz Pitschmann bei der Weltmeisterschaft in Oslo die Bronzemedaille. Es war ein sehr erfolgreiches Jahr für die Ringer des AC Hötting. Franz Pitschmann war es auch vorbehalten, die bis jetzt einzige EM-Medaille für den AC Hötting zu erringen. 1986 stand Franz Pitschmann im Finale der Europameisterschaft in Athen. Mit 1: 6 Punkten musste er sich in diesem Finale geschlagen geben und eroberte damit die Silbermedaille. Die Ringer des AC Hötting sind bis heute auf nationaler sowie auf internationaler Ebene immer wieder durch großartige Erfolge in Erscheinung getreten. In jüngerer Vergangenheit gaben vor allem Erfolge im Nachwuchsbereich, wie der Doppel-Titel bei den österreichischen Jugendmeister-schaften 2012 durch Christoph Heinz Anlass zur Freude.

Unsere Zuversicht ist groß, dass es dem AC Hötting auch weiterhin gelingt, talentierte Burschen und Mädchen fürs Ringen zu begeistern und sie auf dem Weg zu großen Erfolgen zu begleiten.